Lebensrettung Burnout

 

Manchmal kommen Geschenke ins Leben die man nicht gleich als solche erkennt. Im Gegenteil. Es gibt Geschenke, deren Anblick lässt uns erstarren, nichts in uns verspürt auch nur die geringste Lust es von seiner Hülle zu befreien und ein Auge unter die Verpackung zu werfen. Wir würden es am liebsten in eine Ecke werfen oder in den Keller schleppen, das Schloss verriegeln und den Schlüssel einschmelzen lassen. Das gute an diesen Geschenken ist, sie haben Zeit. Und sie wissen, wir haben sie gesehen und wir werden wieder kommen. Wir müssen wieder kommen. Spätestens dann, wenn ein noch größeres Geschenk in unser Leben tritt, welches nicht mehr durch die Kellertür passt. Dann ist es Zeit hinzuschauen und zwar ganz genau.

Diagnose Burnout. Das war mein Geschenk. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, es gleich als solches erkannt zu haben. Alles in mir hat sich dagegen gestellt. Es hat nicht zu mir gepasst. Ich war jemand, die ihr Leben im Griff hatte. Ich wollte mit diesem lächerlichen Nichts, das behauptete, ich zu sein, nichts zu tun haben. Dieses Gefühl der Schwäche, diese Angst vor dem Alleinsein, die Furcht vor allem Essbaren, die durchwachten Nächte, die Schwere, das war nicht ich.

Und doch, ich war es. Und langsam aber sicher dämmerte es mir, dass da etwas sehr schief gelaufen ist in meinem Leben. Es war an der Zeit, die Kellertür zu öffnen und die Tränen zuzulassen, die schon jahrelang auf Befreiung gewartet haben, es war an der Zeit, verdrängtem Schmerz den verdienten Raum zu geben, den er brauchte, um sich auflösen zu können. Es war an der Zeit, mir selbst Liebe zu schenken, es war an der Zeit, mich zu fragen, wie ich mein Leben leben will.

Alleine hätte ich das alles nicht geschafft, aber ich habe es geschafft mir Hilfe zu holen, Hilfe anzunehmen. Und so sind mit der Zeit geniale Menschen und Dinge in mein Leben getreten. Ich habe es wieder geschafft, mein Herz zu öffnen und Liebe in mein Leben zu lassen, das ist eine riesige Bereicherung. Aber ich bin auch sehr, sehr dankbar dafür, dass ich gelernt habe, mehr auf meinen Körper zu hören und vor allem auch dafür, dass Biodanza und Jin Shin Jyutsu in mein Leben getreten ist.

Mein Leben steht nach wie vor auf dem Kopf, wobei ich mich immer öfter frage, ob ich es bin, die auf dem Kopf steht, oder doch die Welt? Es ist seltsam, alles ist offen und trotzdem ist da in mir ein Vertrauen ins Leben, wie ich es vorher nie gekannt habe.

Würde ich mir wünschen, ich hätte auf die Zeichen meines Körpers früher geachtet und es nicht so weit kommen lassen? JA!! Aber ich habe die Zeichen nicht verstanden. Den extrem auszehrenden Arbeitsanforderungen, gepaart mit dem Gefühl entsprechen zu müssen, keine Schwäche zulassen zu dürfen und dem immensen Anspruch an mich, meine Arbeit gut zu erledigen, war ich nicht gewachsen. Ich habe diesen tiefen Fall leider gebraucht und bin unendlich dankbar dafür, den Weckruf verstanden zu haben. Mein Leben hat an Tiefe gewonnen und das fühlt sich sehr, sehr gut an.

HP_Gras aus Schnecke